Biomarker weisen auf Schäden an den Nerven hin

Associations between multiple neurological biomarkers and distal sensorimotor polyneuropathy: KORA F4/FF4 study. Diabetes/Metabolism Research and Reviews 2024

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Schädigungen des peripheren Nervensystems, sogenannte Polyneuropathien, sind häufige Diabetesfolgen. Oft werden sie erst spät diagnostiziert. Im Fachblatt „Diabetes/Metabolism Research and Reviews“ berichten Forschende des DZD über die Identifikation von im Blut messbaren Biomarkern, die mit der distalen sensomotorischen Polyneuropathie verbunden sind. 

Die distale sensomotorische Polyneuropathie (DSPN) ist die häufigste Polyneuropathie bei Menschen mit Typ-2-Diabetes. Sie kann sich aber auch bei Menschen ohne manifesten Diabetes entwickeln. Als Risikofaktoren haben sich ein höheres Alter, Adipositas, Prädiabetes und Dyslipidämien herauskristallisiert. Charakteristische Symptome sind Schmerzen, Parästhesien (Brennen, Stechen), aber auch Taubheit, Gangunsicherheit oder Muskelschwäche.  

Analyse von mehr als 1.000 Blutproben
Forscherinnen und Forscher vom Deutschen Diabetes Zentrum (DDZ) in Düsseldorf konnten jetzt in Zusammenarbeit mit Forschenden des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) am Helmholtz Zentrum München und mit Partnern anderer Institutionen zeigen, dass sich im Blut von DSPN-Patientinnen und -Patienten spezifische Biomarker in höheren Konzentrationen nachweisen lassen als in Personen ohne DSPN. Sie analysierten Blutproben von 1.032 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der KORA-Studie. KORA untersucht den Gesundheitszustand der Bevölkerung in Augsburg und Umgebung. 177 Studienteilnehmende hatten bereits zu Studienbeginn eine DSPN.  

Von 88 untersuchten Biomarkern standen 2 mit DSPN in Verbindung: die Proteine CTSC und PDGFRα. Personen mit hohen CTSC- und PDGFRα-Spiegeln hatten besonders oft eine DSPN. Das galt für Studienteilnehmende mit und ohne Typ-2-Diabetes.

Assoziation nur bei bereits bestehender Polyneuropathie
Darüber hinaus waren bei den Personen mit Diabetes – sie machten ein Fünftel der Studienkohorte aus – 5 weitere Biomarker (CDH3, JAM-B, LAYN, RGMA und SCARA5) positiv mit DSPN assoziiert. Der Biomarker GCP5 stand nur bei Personen ohne Diabetes mit DSPN in Verbindung.  

Einige der Teilnehmenden der KORA-Studie erkrankten erst im mehrjährigen Studienverlauf an DSPN. Eine Assoziation zwischen den untersuchten Biomarkern und dem Neuauftreten der Erkrankung konnten die Forschenden jedoch nicht beobachten. 

DSPN wird oft erst sehr spät erkannt. Sollten die identifizierten Biomarker ihre Aussagekraft in weiteren Studien bestätigen, könnten sie zum Beispiel für ein Screening genutzt werden – um die Erkrankung früher zu erkennen und ihr Fortschreiten zu überwachen. Möglicherweise sind CTSC und PDGFRα auch an der DSPN-Entstehung beteiligt. Dann wären sie mögliche Angriffspunkte für die Entwicklung neuer Medikamente. 


Original-Publikation:
Christian Herder, Barbara Thorand, Alexander Strom, Wolfgang Rathmann, Margit Heier, Wolfgang Koenig, Helen Morrison, Dan Ziegler, Michael Roden, Annette Peters, Gidon J. Bönhof und Haifa Maalmi. Associations between multiple neurological biomarkers and distal sensorimotor polyneuropathy: KORA F4/FF4 study. Diabetes/Metabolism Research and Reviews 2024