Einfluss der Körpergröße bei erhöhtem BMI auf das Risiko für Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Impact of higher BMI on cardiometabolic risk: does height matter? Lancet Diabetes Endocrinol 2024

© Norbert Stefan


Wird bei großen Menschen nur der Body-Mass-Index (BMI) zugrunde gelegt, könnte das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen unterschätzt werden. Untersuchungen des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) deuten darauf hin, dass bei gleichem Anstieg des BMI der Fettanteil und das Risiko für Typ-2-Diabetes bei größeren Menschen höher ausfallen als bei kleineren Menschen. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen wurden jetzt in „The Lancet Diabetes & Endocrinology“ veröffentlicht.

Seit 1990 erkranken viermal mehr Kinder und Jugendliche an Fettleibigkeit (ermittelt anhand des BMI) und die Fettleibigkeitsraten bei Erwachsenen haben sich mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung wird stark mit einem erhöhten Risiko für BMI-assoziierte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht. Gleichzeitig sind die Menschen in den letzten Jahrzehnten größer geworden.

Erhöht die Körpergröße die Aussagekraft des BMI?
„Der BMI ist lediglich eine Annäherung zur Bestimmung des Körperfettanteils“, erklärt Norbert Stefan vom DZD-Partner Helmholtz Munich und der Universität Tübingen. „Es ist bisher nicht bekannt, ob eine erhöhte Körpergröße die Aussagekraft des BMI als Maß für die Körperfettmasse und das kardiometabolische Risiko verändert“, ergänzt Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, einem weiteren DZD-Partner. Um diese Frage zu untersuchen, analysierten die Forschenden die Daten von 972 Menschen im Alter von 18 Jahren und älter, die an der Tübinger Diabetes-Familienstudie teilnahmen. Deren Fettmasse wurde mittels Ganzkörper-MRT bestimmt. Dabei zeigte sich, dass der positive Zusammenhang zwischen BMI und genau gemessener Gesamtkörperfettmasse mit zunehmender Körpergröße sowohl bei Frauen als auch bei Männern stärker wird. Diese Beziehung wurde weder durch das Alter noch durch das Volumen der Ober- und Unterkörperskelettmuskulatur beeinflusst. In einer weiteren Analyse der Daten von 25.393 Teilnehmenden der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)-Potsdam-Studie fanden die Forscher heraus, dass das Risiko für Typ-2-Diabetes mit einem BMI-Anstieg von 5 kg/m² allmählich von 1,58 in der niedrigsten Größenklasse (≤150 cm) auf 2,85 in der höchsten Größenklasse (>180 cm) anstieg.

Höheres Typ-2-Diabetes-Risiko bei BMI-Anstieg: Größere Menschen stärker betroffen als kleinere
Die Ergebnisse legen nahe, dass der BMI bei größeren Menschen die Fettmasse und das kardiometabolische Risiko besser widerspiegelt als bei kleineren Menschen. Zudem vermuten die Forschenden, dass heutige Erwachsene, im Vergleich zu historischen Populationen, aufgrund ihrer größeren Körpergröße einer höheren BMI-bedingten Gesundheitsbelastung ausgesetzt sein könnten. Daher ist es wichtig, die Zunahme der Körpergröße, welche in den letzten Jahrzehnten auftrat, zu berücksichtigen, um die durch Fettleibigkeit bedingte Belastung durch kardiometabolische Erkrankungen in Zukunft besser abschätzen zu können.

 


© Norbert Stefan
 


Original-Publikation:
Stefan N, Schiborn C, Machann J, Birkenfeld AL, Schulze MB. Impact of higher BMI on cardiometabolic risk: does height matter? Lancet Diabetes Endocrinol 2024. Published Online July 2, 2024, doi.org/10.1016/S2213-8587(24)00164-5